Zufallsprodukt „Geschlecht“

Wenn man eine Geschichte entwickelt und die Figuren in diesem Rahmen ausformen möchte, stellen sich immer wieder die gleichen Fragen: Wie sieht meine Figur aus, wie alt ist sie, welches Geschlecht hat sie, und so weiter. Vor allem die Geschlechtsfrage kann sich einem relativ schnell stellen und mir war lange Zeit nur selten klar, wie ich damit umgehen sollte. Bis mir ein Einfall kam, der scheinbar vieles löste: Ich werfe einfach eine Münze!

Wie bin ich zu dieser Idee gekommen und weshalb finde ich sie gut? Nun, nachdem ich eine erste Idee für mein nächstes Buch „Das letzte Fragment“ entwickelt hatte wollte ich meine Figuren formen. Das Problem war, dass in der ersten Version fast nur Männer zu finden waren und das hätte die Angelegenheit in meinen Augen reichlich uninteressant gemacht. Ich habe daraufhin die ursprünglichen charakterlichen Eigenschaften und Beziehungen beibehalten, doch die Geschlechter entschied ich mit einem Münzwurf.

Nun sind Genderswaps nicht gänzlich unproblematisch, allerdings hat diese Methode ihre Vorteile: Im Gegensatz zu Genderswaps von bestehenden Charakteren (siehe die aktuelle Diskussion rund um die weibliche Version von Thor) wissen die Leser nichts von dem Wechsel, da er nicht das Thema des Buchs ist (ich bin mir der Ironie bewusst, dass ich durch diesen Blogeintrag genau dies thematisch aufgreife, was nicht nachher im Buch thematisiert wird). Das heißt, das etwaige Projektionen und Vorurteile schon einmal wegfallen.

Durch die Methode ergibt sich zudem eine enorme Chance: Rollen, die ursprünglich für männliche Figuren ausgedacht wurden, können so auf weibliche Figuren fallen. Wenn die ursprünglichen Charakteristiken und Beziehungen beibehalten werden, können traditionelle Gender-Rollen schlicht gebrochen werden. Deshalb wurde aus einer heterosexuellen Beziehung in „Das letzte Fragment“ eine homosexuelle, während eine eher physisch betonte Figur, die großen Wert auf Nahkampf legt, ebenfalls nun dem weiblichen Geschlecht angehört. Eine vorher weiblich geschrieben Figur, die vor allem durch eine witzige Note dominiert wurde, wurde dadurch zum Mann.

Das biologische Geschlecht ist auswechselbar, wie die Figuren sich definieren kann jedoch beibehalten werden, um neue, spannende Möglichkeiten zu erkunden. Unter dem Strich denke ich, dass die Geschichte von diesem Hauch von Unkonventionalität profitiert. Bei einer Diskussion auf Twitter ist mir allerdings ein Problem aufgefallen: Zwitter und Transgender-Personen werden dabei nicht miteinbegriffen. Als vernünftiger Pen-and-Paper Rollenspieler habe ich allerdings einen vierseitigen Würfel, mit dem sich das Problem auch noch in den Griff bekommen lässt. Das spare ich mir dann für das Buch danach auf.

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Eingeordnet unter Das letzte Fragment, Literatur

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