Die Liste der Autoren, die mich in meinem Schreiben wirklich geprägt haben, ist relativ kurz. Doch einer der Autoren, die hier eindeutig zu finden sind, sollte Kafka sein. Seine Art zu schreiben hat mich in zwei Aspekten wesentlich beeinflusst. Zum einem wäre da die Surrealität der Situationen die er beschreibt, die stets mit einer starken emotionalen Introspektive einhergeht. Während ich mich noch schwer tue mit der emotionalen Introspektive, versuche ich dennoch halbwegs, ähnliche Irritationen bei den Lesern durch die gezeichneten Situationen zu schaffen. Das ist nicht leicht, aber es lohnt sich eigentlich fast immer – schon alleine, weil Irritation die Leser stärker fesseln und beschäftigen kann, solange sie gut balanciert wird.
Der andere Aspekt wäre der des filmischen Schreibens. Während diese Technik in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich ausgebaut wurde und Kafka zu den früheren Vertretern dieser Schreibweise gehört, wirkt sein Schreiben dennoch umso beeindruckender, weil es vom filmischen Medium in seiner Frühphase (Sprich: Stummfilm) geprägt wurde. Damit ist sein Schreiben ein Produkt einer mediengeschichtlichen Zeit, die so leicht nicht mehr für uns nachvollziehbar zu sein scheint. Umso faszinierender wird dadurch natürlich wieder seine Literatur und da mir gegenüber oft genug die Bemerkung gemacht wird, ich sollte doch bitte lieber Drehbücher schreiben, weil mein Schreibstil nah am Film sei, kann ich mich nur zu gut mit Kafka identifizieren.
Wegen dieser beiden Aspekte ist und bleibt Kafka wichtig für meine schriftstellerischen Bemühungen. Das klappt natürlich nicht bei jedem Genre, aber bei „Die Einsicht“ war der Einfluss zumindest für mich spürbar. Ich hoffe, dass es auch den Lesern positiv auffallen wird.