Ich hatte zwar schon vor Monaten eine erste Kostprobe hier auf meinem Blog online gestellt, aber dabei handelt es sich eben um eine sehr frühe Version, die nicht mehr ganz das widerspiegelt, was voraussichtlich nächste Woche veröffentlicht wird. Da ich stets einen guten ersten Eindruck machen möchte, wird es deshalb Zeit, eine aktualisierte Kostprobe zu liefern. Ich hoffe, euch gefällt, was ihr hier lest. Lasst es mich ruhig hier auf dem Blog oder auf Facebook wissen!
Der Tod hatte nichts Endgültiges an sich. Mittlerweile könnte ich sogar Weltmeister im Sterben sein. Da fiel mir ein, mein letzter Tod lag schon einige Jahre zurück. Mir war das Gefühl dafür ein wenig abhanden gekommen, musste ich zugeben. Zumindest kam es mir so vor, als würde das letzte Sterben schon einige Zeit zurück liegen, dabei tat ich es mindestens alle paar Jahre und ich musste sagen, nach und nach kriegt man auch darin, ob man nun will oder nicht, Übung. Vielleicht findet man sogar Gefallen daran? Meine Stimmung hob sich auf jeden Fall merkbar. Der Kanister war schon beinahe leer, der Strom floss nicht mehr so voll wie zu Beginn und das Plätschern des Benzins, das den Boden benässte, klang nicht mehr so laut. Aber ich hatte meinen Rundgang ja so gut wie abgeschlossen, dann sollte es kein Schaden sein. Mit einem fröhlich klingenden Lied auf den Lippen, von dem ich nicht mehr so genau wusste, woher ich es kannte, schüttete ich den letzten Rest über meiner geliebten Couch aus. Aus dem hellen Grün wurde ein dunklerer, unnatürlicher Ton, womit das gute Stück bei weitem nicht mehr so einladend wirkte. Ein letzter Atemzug, wobei ich versuchte den Geruch des Benzins größtenteils zu verdrängen, bevor ich die Tat auf ein Neues vollbrachte. Schon fast zu schade um das hübsche Haus! Ich hatte es so passend und stilvoll eingerichtet, mit einem besonderen Auge fürs Detail. Eben ganz nach meinem Geschmack. Es überschattete bei weitem die eher biedere Vorstellung von Ästhetik, die im Rest des Ortes vorherrschte. Kopfschütteln. Was für eine Verschwendung! Aber so war eben das Leben, nicht wahr?
Ich schritt rückwärts durch die Hintertür, zückte mein Feuerzeug, ein altes Zippo, und hielt die Flamme, mit einer betont lässigen Geste, die mir im Nachhinein lächerlich erschien, da keiner vor Ort war, um sie zu sehen, an das Ende der Benzinspur. Sofort zuckte meine Hand zurück, denn die Ölspur fing augenblicklich Flammen und das gefräßige Feuer fand seinen Weg in das Haus hinein. Schnellen Ganges entfernte ich mich daraufhin, als es explosionsartig zu Brennen anfing und ich die Hitze in meinem Nacken fühlen konnte. Eine heiße Druckwelle prallte gegen meinen Rücken, als handelte es sich in Wirklichkeit um einen Sprengsatz, der dort gezündet wurde. Fenster gingen lautstark zu Bruch, Holz knackte laut und das Feuer fauchte binnen kürzester Zeit gen Himmel. Das rot-gelbe Licht stellte sich dem spärlichen Schein der Sonne. Sie wagte es, sich gerade über den Horizont zu heben und warf meinen langen Schatten auf den vor mir liegenden Wald. Ich näherte mich meinem neuen Wagen, der zwischen einigen Bäumen auf einem kleinen, schlecht erhaltenen Waldweg stand und sperrte ihn auf, als ich die Sirenen bereits hörte. Ohne eine weitere Sekunde zu verschwenden, setzte ich mich auf den geschmeidigen Ledersitz und startete den Motor. Ich war wieder einmal gestorben. Beim Gedanken an die vollkommene Abwesenheit jeglicher Konsequenzen dessen huschte ein Lächeln über meine Lippen.
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